Wochenablauf

Da das kleine Kind noch nicht Gestern oder Morgen kennt, sondern einzig und allein im Heute lebt, und zwar mit all seinen Kräften, so ist es wichtig, jedem Tag etwas Besonderes zu geben.

Und was ist das Besondere, woran erkennen unsere Kinder das Heute, den jeweiligen Tag?
Das spiegelt die jeden Tag wiederkehrende Frage: „Was gibt es heute zu essen?“ wider. Ja, das Essen ist wichtig. Am Essen erkennt das Kind den Tag.
Was gibt es denn heute? Die Antwort ist: „Brötchen.“ Ach, dann ist Dienstag, denn dienstags gibt es immer Brötchen.

Montag bis Freitag kommt immer wieder, die Jahreszeiten verändern sich, die Wochentage nicht. Sie bleiben immer die gleichen. Und so gehen wir mit unseren Kindern durch die Woche:

(Die Tage sind mit den Sprüchen von M. Garff aus dem Wochenkalender von A. Künkele versehen)

„Der Montag schüttelt seinen Kopf, er ist ein wahrer Sauertopf.“ (M. Garff)

Aber nicht bei uns im Kindergarten: Am Montag haben unsere Kinder ausreichend Zeit und Gelegenheit, die vielfältigen Eindrücke des Wochenendes in der Familie allen mitzuteilen. In kleinen Grüppchen oder zu zweit, im Freispiel oder in der Küche beim Obstschneiden hören wir die fleißigen Plappermäulchen.

Manche sagen auch nicht viel, sie bauen ihre Erlebnisse gleich tatkräftig auf: in Form von vielgestaltigen Bauwerken oder sogar als Puppenspiel. In der Küche dampft es wohlriechend im großen Reistopf und am Küchentisch sind die fleißigen Helfer versammelt, die je nach Jahreszeit Birnen und Äpfel schneiden, Pflaumen oder Kirschen entsteinen oder Erdbeeren und Brombeeren zupfen.

Die Früchte sind unentbehrlich für unser vollwertiges Frühstück. Äpfel, die wir in der Erntezeit gekocht oder von den Eltern geschenkt bekommen haben, werden zu leckerem Apfelmus oder zu Marmeladen verarbeitet. Man sieht: es herrscht eine Vielfalt von Geschmacksrichtungen.

„Der Dienstag ist ein starker Held, er singt sich mutig durch die Welt.“ (M. Garff)

Er ist unser Brötchentag, an dem es hoch her geht in der Küche, denn die Brötchen für 25 hungrige Kinder wollen kräftig geknetet, schön geformt und gut gebacken sein. Da heißt es für unsere Kinder: Ärmel hochgekrempelt und zur Tat geschritten. Die lustigen Lieder aus der Backstube erhöhen die Qualität der Gebäckstücke immens!

Nicht nur Weizen oder Dinkel aus biologischem Anbau, frisch gemahlen in der  kindergarteneigenen Mühle, garantieren den köstlichen Geschmack.
Vor allem auch die Freude und die Energie der Kinder geben den Brötchen geballte Lebenskraft. Kindergartenbrötchen sind etwas ganz Besonderes, die kann man nirgendwo kaufen 😉

Mit Butter und Marmelade bestrichen oder auch mit Kräutersalz bestreut, so schmeckt es allen. Jeder darf sein Brötchen selbst streichen, und die Älteren helfen den jüngeren Kindern.

„Der Mittwoch kommt mit flinkem Schritt und nimmt uns Kinder alle mit.“ (M. Garff)

Er beschert den Kindern den Hirsebrei mit Zutaten je nach Jahreszeit und manchmal auch mit Zimt und Zucker – selten zwar, aber damit ist es fast ein Feiertag.

„Der Donnerstag, der neigt das Ohr, und jedes sagt sein Sprüchlein vor.“ (M. Garff)

Da gibt es selbstgebackenes Brot aus Roggen und Dinkel oder Weizen, frisch gemahlen aus biologischem Anbau. Der Donnerstag bringt noch eine Besonderheit mit sich. Heute malen wir mit Aquarellfarben – Wasserfarben – wie es die Kinder nennen. Es macht ihnen eine ganz besondere Freude.

In kleinen Gruppen von vier Kindern dürfen sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Ohne jegliche Einweisung der Kindergärtnerin bemalt jedes Kind auf seine individuelle Weise sein Blatt. Es stehen 3 Farben zur Verfügung: Rot – Gelb – Blau, die je nach Stimmung und Intuition auf das nasse Blatt Papier aufgetragen werden.

Zur Einstimmung singen wir: „Ein Farbenbogen steht gespannt, wie schön er leuchtet übers Land. Er ist so Rot, Blau, Gelb und Grün, könnt‘ ich durch seine Straße zieh’n.”

Zu diesem Lied malen wir gemeinsam mit dem noch unbenutzten Pinsel einen imaginären Regenbogen in die Luft und lassen uns von ihm leiten. Dann tauchen wir den Pinsel ins Wasser, tupfen ihn behutsam auf unserem Schwämmchen trocken und nehmen dann die Farbe. Ein wunderschöner Augenblick, wenn sich die Farbe auf dem weißen Papier ausbreitet.

Oft halten die Kinder staunend inne und verfolgen die Bewegung der Farbe, wie sie läuft, wie sich die Form verändert und wie ein erneuter Tupfer mit dem Pinsel alles wieder ganz anders aussehen lässt.

Es ist leise im Raum, die Tür ist geschlossen. In völlig entspannter, ruhiger Umgebung kann sich jedes Kind entfalten. Manchmal singen oder summen wir leise Lieder der Jahreszeit. Es entstehen die schönsten Farbkombinationen und Formen. Der große Eifer und die hohe Konzentration malen nicht selten rote Wangen und zaubern Glanz in die Kinderaugen.

Die Verbindung der Farbe mit dem wässrigen Element lassen Freude und Staunen entstehen und höchste Zufriedenheit mit dem geschaffenen Werk, so dass es dann nach Fertigstellung auch gern der Kindergärtnerin zum Trocknen überlassen wird. Wichtig ist der Prozess, die Tat, nicht das Produkt. Diese Wirkung hält noch lange an und wirkt beim anschließenden Spiel weiter.

„Der Freitag windet einen Kranz,er holt die Braut zum Hochzeitstanz.“ (M. Garff)

Heute ist anstelle des Reigens vor dem Frühstück Eurythmie. Anschließend stärken wir uns an unserem Freitagsmüsli aus Flocken von Hafer, Weizen, Dinkel oder Roggen mit Milch und vielen verschiedenen Früchten. Körner, Kerne,  Mandeln, Nüsse oder Rosinen geben ihre persönliche Note hinzu.

Je nach Jahreszeit ändert dieses Müsli sein Gesicht und seinen Geschmack. Außer der Bananen, die wir ganzjährig zum Süßen verwenden, sind wir bemüht, nur einheimische Früchte aus biologischem Anbau oder den eigenen Gärten der Eltern zu verwenden. Mit dem Freitag schließen wir die Kindergartenwoche.

„Der Samstag läutet uns zur Ruh‘, er schließt das Wochenhäuschen zu.“ (M. Garff)

Und der Samstag gehört der Familie, wenn es nicht einer der Samstage im Monat ist, der bei uns ein Arbeitssamstag ist, und an dem Eltern und Erzieher viele Arbeiten in Haus und Garten erledigen:

Es wird geputzt, genäht, repariert, gebaut, gefegt, gewerkelt und gewirkt.

Am Ende gibt es ein leckeres Mittagessen, Eintopf, und alle Helfer freuen sich nach getaner Arbeit auf den … Sonntag.

“Der Sonntag ist der Sonnensohn, er trägt die gold’ne Königskrohn‘.“ (M. Garff)